Sind Sie ein Homeoffice Typ? Oder ist Multi-Space-Working die ideale Arbeitsumgebung für Sie?

Ich habe eine Theorie: Wenn Sie Ihren Arbeitsplatz lieben, werden Sie Ihre Arbeit ein wenig mehr lieben.

Im März 2020 erfolgte eine der gravierendsten Änderungen in der Arbeitswelt, seit der Einführung der Fließbandarbeit durch den Autopionier Henry Ford: Homeoffice.

Ob Sie dabei als Angestellter gerne von zu Hause aus arbeiten oder es hassen, es deutet sehr viel darauf hin, dass für viele Unternehmen und Mitarbeiter Homeoffice die Zukunft der Arbeitswelt ist.

Deshalb sollten Sie sich selbst prüfen, ob das die ideale Arbeitsumgebung für Sie ist – und welche Alternative es für Sie gibt.

Das gilt auch, wenn Sie beabsichtigen sich in absehbarer Zeit selbstständig zu machen und die Arbeit von zu Hause aus zur Regel zu machen.

Ein kleiner Rückblick – wie alles begann.

Mit der Pandemie wurde das Homeoffice von einem Luxus für wenige Spezialisten, zu einer Notwendigkeit für viele Fachleute. Und so fühlte es sich für Sie bestimmt zunächst – wie für die meisten anderen Menschen auch – großartig an.

Bis Sie von den Widrigkeiten des Alltags eingeholt wurden:

⦁ in Ihrem Büro hatten Sie Ihren festen Arbeitsplatz – Ihr Schreibtisch und Ihr Bürostuhl waren Ihnen vertraut, wie
kaum ein anderer Platz in Ihrem Lebensbereich. Dazu kam
ein Rollcontainer, ein Regal und ein Drucker und ein
separater Kopierer alles an seinem Platz – aber wohin mit
diesen Dingen jetzt?

⦁ Ihre Katze oder Ihr Hund scheinen Ihre Anwesenheit zu verwechseln mit Ihrer Urlaubszeit – und verlangen stetig
nach Ihrer Aufmerksamkeit;
⦁ Ihre Freunde und Verwandte scheinen ebenfalls Ihre Anwesenheit mit Ihrer Verfügbarkeit zu verwechseln – sie rufen regelmäßig an, um Ihnen von ihren Plänen für das Wochenende zu erzählen – oder Ihnen einfach den neuesten Klatsch und Tratsch aus dem Verein zu berichten, in dem Sie Mitglied sind;

⦁ Ihre Eltern, die nebenan wohnen und bisher die Kinder
betreut haben, pochen auf ihr Recht, ihre Zeit ohne ihre
Enkelkinder zu verbringen;

⦁ plötzlich stellen Sie fest, wie laut es tagsüber in und um Ihr Haus ist – die Nachbarn haben gerade mit der Renovierung ihres Bades begonnen und die Stadtwerke reißen gerade wieder einmal die Straße auf, um neue Leitungen zu
verlegen;

⦁ und dann sind da noch die vielen kleinen Ablenkungen, denen Sie bisher im Büro nicht ausgesetzt waren – das fängt bei den Newsfeeds von Facebook, Google und Co. an
und hört beim relativ ziellosen Surfen im Internet auf.

Das Besondere – das sind die Widrigkeiten, die neu in Ihren Arbeitstag treten, sobald Sie von zuhause aus arbeiten.

Mit der Verlegung Ihres Arbeitsplatzes in die heimische Umgebung, stellen Sie aber auch schnell fest, dass Ihnen Vieles verloren gegangen ist:

⦁ Ihr getakteter Arbeitstag – um 8.00 Uhr Arbeitsbeginn, um 9.30 Uhr Frühstückspause, 12.30 – 13.30 Uhr Mittagspause und um 17.00 Uhr war Feierabend. Allein die Anwesenheit
der Kollegen sorgte dafür, dass die Zeiten eingehalten
wurden;

⦁ selbstredend mussten Sie sich nicht um das Mittagessen kümmern, praktischer Weise wurde es in großer täglich wechselnder Auswahl in der Kantine angeboten;

⦁ die Gespräche mit den Kollegen – manchmal auch mit dem Boss – beim Mittagessen oder auf dem Flur an der Kaffeemaschine, in denen manchmal berufliches und privates miteinander kombiniert wurde;

⦁ die Heimfahrt vom Büro nach Hause, bei der Sie das eine
oder andere erledigen konnten oder einfach kurz am
Supermarkt, Bäcker und Metzger für den Abend oder die
nächsten Tage einkaufen konnten.

Die Arbeit zu Hause hat für den einzelnen Mitarbeiter zweifellos einige Vorteile, wie z. B.

⦁ spart Zeit für die Hin- und Rückfahrt zum Arbeitsort
⦁ kein Dresscode
⦁ weitgehend flexible Arbeitszeiteinteilung
⦁ die Erledigung privater Dinge während der üblichen
Arbeitszeit
⦁ unbeobachtet während der gesamten Arbeitszeit

Aber es gibt 7 elementare Anforderungen an Sie, wenn Sie mit Ihrer Arbeit zuhause zufrieden und erfolgreich sein wollen.

Sollten Sie eine oder mehrere davon nicht erfüllen können, sollten Sie über eine andere Arbeitsumgebung nachdenken, z. B. Multi-Space-Working

1. Kampf gegen die 7-Tage-24-Stunden-Arbeitswoche

Eine Gefahr beim Homeoffice besteht für Sie, immer rund um die Uhr für Dinge wie Telefonate, das Beantworten von E-Mails oder das Lösen von Problemen zur Verfügung zu stehen.

Besonders groß ist dieses Problem für Selbstständige, die ihre berufliche Verantwortung nicht einfach ablegen können und für Kunden, Kollegen und Vorgesetzte stets erreichbar sein wollen. Je nach Berufsfeld gilt das auch für viele Angestellte.

Der wesentliche Grund hierfür ist, dass Ihr Arbeitsplatz sich jetzt innerhalb Ihres privaten Bereichs befindet.

Das macht es so schwierig sich nicht bei der Arbeit zu sehen.

Aber es ist wichtig, dass Sie genau das tun. Sie müssen ab und zu mal komplett abschalten können – sonst leidet Ihre Leistungsfähigkeit, Ihre geistige und körperliche Gesundheit.

Diese Situation wird früher oder später zu einem Burnout-Syndrom oder anderen psychischen Erkrankungen führen.

In der Regel führt dieses „mehr“ an Arbeiten, nicht proportional zu einem „mehr“ an Ergebnissen.

Ein großer Mythos ist, dass effizientes Multitasking zwischen beruflicher Arbeit und Privatleben möglich ist.

Aber was können Sie tun?

Eine Lösung kann sein, den Arbeitsplatz in einem eigenen Raum einzurichten, soweit wie möglich vom Wohnbereich getrennt. Dieser Raum wiederum wird von Ihnen nur betreten, wenn Sie arbeiten wollen. Ansonsten bleibt er geschlossen.

Aus den Augen, aus dem Sinn!

Das gleiche gilt für die beruflichen Kommunikationsmittel. Das Mobiltelefon und der Computer sind lautlos gestellt bzw. ausgeschaltet – außerhalb der Arbeitszeit.

Die mit dem Homeoffice entstandene räumliche Verbindung von Arbeitsleben und Privatleben muss mit entsprechenden Maßnahmen und hoher Disziplin getrennt werden.

2. Vermeidung von Unterbrechungen durch andere Personen

Wie bereits eingangs geschildert, ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie mit unerwünschten Unterbrechungen durch Ihren Ehepartner, Ihre Kinder, Ihre Mitbewohner, Ihre Verwandten und Ihre Freunde konfrontiert werden.
Es ist völlig normal, dass andere Menschen nicht verstehen, dass Sie, obwohl Sie zu Hause sind, immer noch arbeiten.
Die Arbeit von zuhause ist eine besondere Herausforderung und erfordert ein hohes Verständnis seiner Mitmenschen.
Es liegt an Ihnen, angemessene Grenzen zu setzen!
Kommunizieren Sie gegenüber Ihren Familien und Ihren Freunden, wann es akzeptabel ist, Ihren Arbeitsplatz zu betreten und mit Ihnen zu sprechen oder Sie anzurufen – und wann nicht. 
Legen Sie störungsfreie Arbeitsstunden fest, die unter keinen Umständen umgangen werden dürfen – auch nicht nur für 1 Minute.

3. Aufschieben wichtiger Aufgaben

Es gibt viele Konzepte die Neigung zum Aufschub der Erledigung wichtiger Dinge in den Griff zu bekommen.

Aufschieben ist viel einfacher, wenn Ihr Vorgesetzter Ihnen nicht über die Schulter schaut.
Und ohne die starke Situation eines Büros ist es viel einfacher, unangenehme Aufgaben liegen zu lassen und vor sich her zu schieben.

Wenn Sie eine schwierige Aufgabe haben, in die Sie nicht eintauchen möchten, testen Sie Ihre Selbstmotivation.

Diejenigen, die über einen hohen Grad von Selbstmotivation verfügen, zögern viel seltener – als diejenigen, die von ihrem Schreibtisch aufstehen und sich ablenken lassen.

Und die Ablenkung lauert zuhause überall.

Ein wirksames Gegenmittel ist Gewissenhaftigkeit. Gewissenhaftigkeit führt zu besseren Arbeitsergebnissen und ist der Feind von Aufschüben.

4. Das Gefühl von Einsamkeit

Ihr Arbeitsplatz im Unternehmen ist ein großer Teil Ihres sozialen Lebens. Mit Verlegung Ihres Arbeitslebens nach Hause, geht ein großer Teil Ihres sozialen Lebens verloren.
Das kann zu Einsamkeit und Depressionen führen.
Um dem entgegen zu wirken, ersetzten viele Menschen im Homeoffice die Kommunikation mit den Arbeitskollegen durch die Kommunikation mit Familienmitgliedern oder Freunden.
Und das führt wiederum zu den unwillkommenen Unterbrechungen (siehe Punkt 2).
Besser ist es, nach der Arbeitszeit gezielt etwas mit der Familie zu unternehmen oder außerhalb der Pandemieeinschränkungen sich mit einem Freund oder einem Kollegen zu treffen.
Oder wenigstens in einer gemeinsam vereinbarten Pause zu einem Videochat zu verabreden.
Es ist wichtig, dass Sie sich nicht isoliert fühlen – nehmen Sie sich die Zeit, um so viel soziale Kontakte wie möglich aufrecht zu erhalten.
Ihre Produktivität und Ihre Stimmung werden davon profitieren. Leisten Sie sich ab und zu einen Energieshot.

5. Die Angst, etwas zu verpassen

Bei der Arbeit zu Hause befällt viele Menschen das Gefühl, etwas zu verpassen.
Entweder wichtige Informationen, die Ihre Arbeit direkt oder indirekt betreffen und die Sie früher in Meetings erhalten haben.
Oder Unternehmensinformationen, die sich früher per „Flurfunk“ verbreitet haben.
Besonders drastisch ist es, wenn ein beträchtlicher Teil der Kollegen noch immer am Büroarbeitsplatz ist und dort vermeintlich direkt die neuesten Informationen erhält, während Sie sich zuhause davon abgekoppelt fühlen.
Gegenmittel: regelmäßige Kontaktaufnahme mit Kollegen und Vorgesetzten, um für sich sicherzustellen, dass Ihnen keine Informationen fehlen.

6. Das Gefühl, zu Hause gefangen zu sein

Das Homeoffice in Verbindung mit den Pandemieeinschränkungen und die Möglichkeiten des Online-Shoppings, haben dazu geführt, dass viele Menschen über Monate sehr selten das Haus für längere Zeit verlassen haben.

Aber es ist nicht unbedingt gesund, die ganze Zeit drinnen zu bleiben – weder für den Körper noch für den Geist.

Legen Sie deshalb Zeiten fest, an denen Sie auf jeden Fall das Haus verlassen – für einen Spaziergang, Sport, zum Einkaufen usw.

7. Technische Ausstattung im Homeoffice

Im Betrieb waren Sie es gewohnt, den IT-Spezialisten zu rufen, wenn etwas nicht funktioniert hat. Sie mussten sich nie selbst darum kümmern.
Zuhause sieht das anders aus. Außerhalb von Fernwartung sind Sie allein dafür verantwortlich, dass Computer, Drucker, Software und Internet funktionieren.
Es gibt nichts Frustrierenderes als nicht funktionierende Technik, die man gerade braucht.
Eine Abhilfe können bereitstehende Ersatzgeräte sein, ein Laptop zum Computer, eine mobile Internetverbindung oder sonstige Dinge, die ein Weiterarbeiten beim Ausfall einer Komponente ermöglichen.

Sollten Sie jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und sich fragen, wie Sie das Homeoffice jemals in den Griff bekommen sollen, dann hadern Sie nicht zu lange, sondern lesen Sie unseren Beitrag zum Multi-Space-Working

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